Höhere Produktivität durch Pausen?!

Sogar in Produktionsumgebungen können lokale Pausen die Gesamtproduktivität erhöhen.

Einzelne Raser bremsen alle: Die höchste Produktivität entsteht durch das globale Optimum, nicht durch lokales. Lokale Pausen steigern die Gesamtproduktivität! Durch abteilungsbezogene Beschränkungen (Work in Progress - WiP) lässt sich die gesamte Unternehmensleistung erhöhen.

Globales und lokales Optimum: Work in Progress und fehlende Geschwindigkeitslimite auf deutschen Autobahnen

Vor allem auf Deutschland’s Autobahnen gibt es gelegentlich unerwartet Staus: Plötzlich geht es nicht mehr weiter, ohne eine erkennbare Ursache wie ein Unfall, ein stark frequentierter Zubringer oder ähnliches. Die Ursache liegt in den grossen Geschwindigkeitsdifferenzen, die sich durch die, auf vielen Abschnitten fehlende Geschwindigkeitsbegrenzung ergibt. Treffen solche Schnellfahrer auf Verkehrsteilnehmer mit Richtgeschwindigkeit oder darunter, so müssen sie stark abbremsen. Dadurch bremsen nachfolgende Autofahrer und es entsteht ein temporärer Engpass. Die Aufnahme des Momentum nach einer Abbremsung entsteht immer mit Verzögerung. Während der Verzögerung ist die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich unter die Richtgeschwindigkeit reduziert.

Die fehlende Geschwindigkeitsbegrenzung senkt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Autobahnen ab. Alle kommen nur langsamer vorwärts.

Eliyahu Goldratt hatte dieses Phänomen schon früh erkannt, bezogen auf die Produktionskapazität eines Unternehmens. Es bringt überhaupt nichts, wenn alle immer mit voller Produktivität dahinarbeiten. Im Gegenteil, dies kann die Gesamtproduktivität sogar reduzieren. Zu früh produzierte Teile müssen dann zwischengelagert werden und Überfleissige einen Zwangsstopp einlegen. Bis ein gleichmässiger “Flow” wiederhergestellt ist, müssen jeweils erneut Anlauf- und Koordinationsschwierigkeiten überwunden werden.

Mit den Worten seiner Theory of Constraints:

Das lokale Optimum (unser Schnellfahrer von vorhin) reduziert das globale Optimum (höchstmögliche Kapazität).

Die durch Lean Management und die Theory of Constraints eingeführte Massnahme, um die kontinuierliche höchstmögliche Produktivität zu erreichen, ist die Begrenzung der tatsächlichen Arbeitslast auf die mögliche, der sogenannte “Work in Progress” oder kurz “WiP”.

Der WiP stellt sicher, dass jede Abteilung gleichmässig arbeiten kann, ohne zwischendurch unerwartet stoppen und neu anfahren zu müssen, ohne Reibungsverluste. Zusammen mit Signalkarten (kanban) und akkordierten Puffern (Drum-Buffer-Rope Konzept) kann die gesamte Produktion orchestriert und zum globalen Optimum hingeführt werden.

Es zeigt sich, etwas gegenintuitiv, dass Schnellfahrer uns am raschen gemeinsamen Erreichen unserer Ziele hindern und dass Arbeitspausen die Produktivität des Gesamtsystems erhöhen können.